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P r a g - Havel Stadt, Obstmarkt, Kohlemarkt
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Spaziergänge - Altstadt

Havelstadt, Obstmarkt, Kohlemarkt
Havelské město, Ovocný trh, Uhelný trh

Mit diesem ca. 1,6 km langen Spaziergang wollen wir uns den Randbereich der Altstadt innerhalb der früheren Befestigungsmauern ansehen, die Havelstadt oder auch die Stadt an der Hlg.Havel-Kirche (St.Gallus-Kirche). Die Stadt, bzw. ein privilegierter Stadtteil der Altstadt, entstand etwa nach 1230 mit einem Neuen Markt als Konkurenz zum Alten Markt am Altstädter Ring. 1287 wurde die Havelstadt jedoch in die Altstadt eingegliedert.

Unser Startpunkt ist Můstek - Brücklein am unteren Wenzelsplatz, das nicht mehr existierende Brücklein über den Befestigungsgraben als Zugang zu der Altstadt. Der Graben zog sich hier um die Stadtbefestigung im Verlauf der heutigen Straßen Am Graben - Na Příkopě, rechts vom Můstek und der heutigen Nationalstraße - Národní třída links vom Můstek.

Wir gehen in der Straße Na můstku - Auf dem Brücklein bis zur nächsten Kreuzung mit der Straße Rytířská - Rittergasse.
Hier wurde am 2.Sept.1347 die Krönung vom Karl IV. gefeiert und Ritterturnier abgehalten. Die Ritterturniere fanden dann bis zum 18. Jh. statt, deshalb auch die Namensgebung der Straße, die nach der Bebauung entlang der Befestigungsmauer entstand. Die Bebauung fand, zu damaliger Zeit ungewöhnlich, geordnet nach einem Bebaungsplan.

Das Eck-Gebäude links ist die frühere Altstädter Rychta (Sitz des Vogts, Stadtverwalters). Hier zog 1886 die 1875 gegründete Tschechische Sparkasse ein. Aus Platzmangel errichtete sie sich einen monumentalen Palast an der Ecke diagonal gegenüber, in den sie 1894 feierlich einzog.

Wir biegen rechts in die Rytířská ein und gleich am Anfang sehen wir rechts ein blaues Gebäude mit einem Turm - Hotel Modrá růže - Blaue Rose. Der Turm ist einer der 3 erhaltenen Wehrtürme in der einstigen Befestigungsmauer der Altstadt. Nach ein paar Schritten erreichen wir den Obstmarkt - Ovocný trh und ein bedeutendes Theater der Stadt, das Stände-Theater - Stavovské divadlo. Das Ständetheater ist durch die Uraufführung der Mozart-Oper Don Giovanni 1787 und La clemenza di Tito 1791 in die Musikgeschichte eingegangen.

Der Markt ist bereits seit dem 13.Jh. belegt und noch bis zum Anfang des 20.Jh. wurde hier Obst und Gemüse verkauft. Der Platz wird von bedeutenden historischen Bauten gesäumt.

Wir gehen rechts am Theater vorbei. Hier steht der Kolowrat-Palast aus den Jahren 1670-1725, in dem sich auch eine Theaterbühne befindet, das Kolowtrat-Theater.

Das nächste monumentale Gebäude, das optisch irgendwie nicht mit der Umgebung harmonisiert, ist die Rückseite des Einkaufszentrums Myslbek, das 1996 eröffnet wurde. Hier war jahrzentelang eine Baulücke in der, in einer kleinen Grünanlage, von ca. 1930-1950 ein Pavillon der Künstlergruppe Myslbek stand. Daher die Namensgebung des Einkaufszentrums. Es ist möglich von hier durch das Zentrum zum Haupteingang in der paralell verlaufenden Einkaufstraße Na příkopě - Am Graben zu gelangen.
Durch das nächste Haus führt ebenfalls eine Passage Herren-Passage - Pánská pasáž zu der Straße Na příkopě.
Gegen Ende des Obst-Marktes kommen wir zum Gebäude, das zum Komplex des heutigen Gerichtes für Prag 1+7 gehört, früher der Pachtovský Palast in dem bis 1783 die Prager Münz-Prägeanstalt siedelte. Sein Eingangsportal ist in der Straße Celetná. Damit sind wir an der Straße Celetná angelangt, die rechts vom Platz der Republik nach links zum Altstadtring führt und der Anfang des Königweges ist.

Wir wechseln die Platzseite zum gegenüber stehenden markanten Haus im kubistischen Baustil, dem Haus Zur Schwarzen Madonna, gebaut 1911-12 als Kaufhaus. Im Haus befindet sich im 1.Stock ein reizvolles Café Orient mit einem sehenswerten kubistischen Interieur.

Wir gehen jetzt auf dieser Seite des Platzes zurück in Richtung Theater und kommen zum Haus mit einer sehr schönen Fassade U české orlice - Zum tschechischen Adler. Das Gebäude ragt mit der rückwertigen Front in die Straße Celetná hinein, mit einer ähnlich schönen Fassade, die wir auf dem Königsweg bewundern können. Auf dem Grunstück eines Hauses aus den Jahren 1300, das abgerissen wurde, entstand 1896 ein Neubau im Stil der Renaissance und Spätgotik mit einigen Elementen der tschechischen Sezession. Die grafische Gestaltung stammt von tschechischem Maler M.Aleš. Heute ist das Gebäude Sitz einer Bank-Geschäftstelle.

Wieder am Stände-Theater angelangt, stehen wir an der Karls-Universität - das Karolinum, gegründet am 7.April 1348 vom tschechischen König und römischen Kaiser Karl IV. als die älteste Universität Mitteleuropas. Hier an der Ecke des Obstmarktes und der Straße Železná - Eisen-Gasse steht das historische Gebäude der Universität.

Gegenüber erstreckt sich der Komplex des früheren Klosters der besohlten Karmeliten mit der Hlg.Havel-Kirche - St.Gallus-Kirche. Kloster entstand 1664 bis er 1786 aufgelöst wurde. Wir biegen rechts in die Železná ein, dann links in dieHavelská und gehen entlang des Klosters bis zu der früheren Klosterkirche, heute Pfarrkirche des hlg. Havel. Die ursprünglich romanische Kirche wurde etwa 1232-63 im Zuge der Gründung der Havelstadt erbaut. Anfang des 14.Jh. wurde die Kirche gotisch umgebaut und erhielt vom Kaiser Karl IV. 1353 als Geschenk einen Schädel des Hlg. Havel (St. Gallus), den er aus dem schweizer St.Gallen erworben hat. Die Kirche wurde dadurch enorm aufgewertet. Wir stehen jetzt vor dem Hauptportal Kirche, in der 1389-1390 der später heilig gesprochene Jan Nepomuk tätig war und in der 1404 der tschechische Reformator Jan Hus predigte.

Vom Hauptportal der Kirche kommen wir zum Havel-Markt - Havelské tržiště mit Souvenirs aber auch mit Obst und Gemüse, Holzspielzeug und Kunstgegenständen. Der Markt zieht sich bis zum Kohlemarkt. Im 13.Jh. bildeten die 3 Märkte - Obstmarkt, Havelmarkt, Kohlemarkt den Neuen Markt der Havelstadt. Den Markt säumen interessante alte Arkadenhäuser. Nach der Besichtigung des Marktes kommen wir zu einem dreieckigen Platz, dem Kohle-Markt.

Hier auf dem Markt befand sich eine Köhlerhütte und eine Schmiede. Die Holzkohle wurde verkauft an Privatpersonen und an Handwerker - Schlosser, Schmiede, Glockengießer. Später stand an Stelle der Schmiede ca. ab 1830 mitten am Platz ein quadratischer Brunnen, der 1894 abgerissen wurde. Seit 1951 steht hier der Wimmer-Brunnen, der 1797 im neoklassizistischen Stil vom Franz Xaver Lederer erstellt wurde, und der bereits an verschiedenen Standorten in der Umgebung stand. Markant ist das rote Gebäude, das man schon vom Weiten vom Havelmarkt sieht. Es ist das einzige noch erhaltene mittelalterliche Haus am Platz. Am Haus vorbei kommen wir zu der Straße Martinská, die uns zu der Kirche Hlg.Martin in der Wand bringt.

Hier an der Kirche finden wir ebenfalls einen Turm, einen früheren Wehrturm in der Altstadtbefestigung. Daher bekam die Kirche den Namen Hlg.Martin in der Wand - Sv.Martin ve zdi, da sie direkt an der Wehrmauer angebaut war.

Zurück zum Kohlemarkt erreichen wir die Spitze des Platzes.
In der Häuserfront, als Verlängerung der Rytířská, steht der Palast Platýz, dem 1347 drei Häuser weichen mußten. Ursprünglich an eine Burg erinnernd mit einem hohen Turm, mit der Front zum Kohlemarkt. 1586 kaufte den Palast kaiserlicher Hofrat Rudolfs II. Jan (Platejs) z Plattenštejna, daher der heutige Name. Nach mehreren Umbauten ist jetzt die Front des Palastes in die Parallel-Straße Národní gerichtet, zu der man durch eine Passage durch das Gebäude und Innenhof gelangt.
Im Nebenhaus, früher Kleiner Platýz, befindet sich das Restaurant Zu zwei Katzen - U dvou koček mit einer guten tschechischen Küche. Hier kann man getrost einkehren, wenn man Hunger verspürt. Wir gehen dann weiter in der Rytířská bis zu der Altstädter Rychta an der Straße Na můstku, biegen rechts ein und sind wieder an unserem Ausgangspunkt Můstek.

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